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Wortfindung vs. Wortabruf

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Wenn man im Internet nach Wortfindungs- und Wortabrufstörungen sucht, findet man leider teilweise nur sehr schwammige oder hochkomplexe Bedeutungsunterscheidungen. Der Großteil beschäftigt sich zumeist mit dem Bereich „Kindessprache“. Nach längerem Suchen habe ich dennoch eine mehr oder weniger aufschlussreiche Definition gefunden:

Der Begriff „Wortabrufstörungen“ beschreibt die bei PatientInnen mit Aphasie sehr häufig die Problematik, im Gespräch oder bei Benennaufgaben, die passenden
Wörter zu finden. Diese Symptomatik kann durch unterschiedliche funktionale Grundstörungen verursacht werden. Hierbei wird grob zwischen einer Störung auf semantischer und auf lexikalischer Ebene differenziert.

Wortabrufstörungen sollen hierbei von anderen Benennstörungen bei neurologischen PatientInnen abzgegrenzt werden, die auf präsemantische oder postlexikalische Beeinträchtigungen zurückzuführen sind. Es kann sich auf der einen Seite um PatientInnen mit Problemen bei der visuellen Objekterkennung handeln (visuelle Agnosie; vgl. z.B. Humphreys & Riddoch, 1987; Farah, 1991) oder um PatientInnen mit Störungen bei der Sequenzierung bzw. auch der kurzzeitigen Speicherung der Segmente (vgl. Nickels & Howard, 1995b; Shallice et al., 2000). Ebenfalls werden sprechmotorische Ausführungs- und Planungsstörungen der lexikalischen Ebene nachgeordnet und hemmen die Leistungen beim mündlichen Benennen (vgl. Ziegler, 1991; Ziegler et al., 1998).

„Zu einem Schwerpunkt in der Aphasietherapie gehört die Suche nach den richtigen Wörtern. Während schwer gestörte Patienten oft keine oder falsche Wörter herausbringen, beklagen leicht gestörte Patienten, im Gespräch an einzelnen Wörtern „hängen zu bleiben“.

Deshalb sind Übungen zur Wortfindung und zum Wortabruf fast jede Aphasietherapie integriert. Der Begriff „Wortfindung“ bezieht sich dabei auf die „klassischen“ Wortfindungsstörungen, die meist mit einem Stocken im Sprachfluss, mit Interjektionen, Satzabbrüchen und Redefloskeln bzw. Stereotypien einhergehen.

Störungen im „Wortabruf“ zeigen sich in semantischen oder phonematischen Paraphasien bzw. Neologismen.“(zit. n. Wehmeyer et. al., 2013)

In beiden Fällen ist lt. Autoren der Zugriff auf das semantische oder phonologische Lexikon beeinträchtigt.


Wehmeyer, M., Grötzbach, H. (2002): Aphasie: Wege aus dem Sprachdschungel. Springer-Verlag. Berlin Heidelberg.