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Kindlicher Lauterwerb

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Bereits ab der Geburt gibt das Kind lautliche Äußerungen von sich. Der erste Schrei markiert dabei den Anfang der Lautentwicklung und die ersten Monate sind gekennzeichnet durch Schreilaute und unwillkürliche Laute, wie Schmatzen, welche z.B. beim Trinken entstehen.

Ab dem 2. – 3. Lebensmonat startet das Baby mit der Produktion einzelner Laute, dem sogenannten Lallen. Hierbei sind häufig die Laute /ä/ oder /h/ zu hören. Diese Gurrlaute werden weit hinten im Rachen gebildet. Mit jedem Monat werden es mehr und mehr Laute. Die Laute sind dabei zunächst eher Zufallsprodukte als gezielte Lautproduktionen. Weltweit nutzen in den ersten sechs Lebensmonaten Kinder dieselben Laute = 1. Lallphase.
Mit Beginn des 6. Lebensmonats zeigen Babies eindeutig, dass sie „sprachspezifisch“ zu lallen beginnen. Es zeigen sich gehäuft Lalläußerungen, welche Laute und den Sprachrhythmus der Muttersprache besitzen. Babies schaffen es ab hier gezielte Lautäußerungen zu produzieren. Auch hören sie sich und dem Gegenüber zu und imitieren das Gehörte —> Lallketten wie /rarara/ oder /bababa/ = 2. Lallphase (kanonische Lallen).
Laute, welche in der eigenen Muttersprache nicht vorkommen, werden nun immer mehr vernachlässigt. Äußerungen der Babies werden nun komplexer und variabler. Kinder, welche bis zum 10. Lebensmonat nicht kanonisch lallen, tragen ein Risiko für spätere Sprachentwicklungsstörungen.

Das Lallen ist für das Baby nicht nur ein motorisches Training, es lernt auch die Regeln der muttersprachlichen Intonation, die Regeln, an welchen Stellen Laute in Wörtern stehen dürfen und welche Laute miteinander verbunden werden dürfen. Darüber hinaus lernt es Regeln, nach denen Wörter in seiner Sprache betont werden dürfen. Solche Regeln werden vom Baby intuitiv aus der Umgebungssprache mitgenommen und sukzessive angewendet. Ein auffälliges oder fehlendes Lallen kann ein frühes Symptom für spätere Sprach- oder Ausspracheprobleme darstellen. Das Kind sollte deshalb beobachtet und im Zweifelsfall der Logopädin/dem Logopäden vorgestellt werden.

Quelle: FOX, A. V. (2007). Kindliche Aussprachestörungen. Idstein: Schulz-Kirchner Verlag.